November 2023
Wer rastet, der rostet!
Wer möchte nicht den typischen Zipperlein des Alters vorbeugen? „Wir alle wollen abends gesund ins Bett gehen und morgens tot aufwachen“, so eröffnete einst ein bekannter Facharzt für Altersmedizin seinen Vortrag mit einem Augenzwinkern. Untersuchungen zur Sterblichkeit zeigen: Wohlhabende leben bei uns im Schnitt 6 bis 8 Jahre länger als weniger gut Betuchte. Natürlich erzeugt mehr Geld in der Tasche nicht automatisch auch mehr Gesundheit. Gründe für diesen beträchtlichen Unterschied liegen vermutlich unter anderem in der besseren Ernährung und im Gesundheitsbewusstsein.
Es bestehen gute Aussichten, auch ohne prall gefülltes Bankkonto, ein hohes Alter ohne langwierige Pflegebedürftigkeit zu erleben. Die „üblichen Verdächtigen“ sind hinlänglich bekannt: z.B. Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes, Herzkrankheiten, Schlaganfall, Osteoporose und Demenz. Bis auf wenige Ausnahmen werden diese Erkrankungen durch Rauchen, zuviel Alkohol, Fehlernährung, Übergewicht und Bewegungsarmut hervorgerufen. Dagegen gibt es ein „simples“ Universalheilmittel: die Änderung des persönlichen Lebensstils mit regelmäßigem Sport und gesunder Ernährung als wichtigste Elemente.
Bereits wenige Wochen Ausdauertraining senken den Blutdruck genauso gut wie ein Medikament. In diesem Zusammenhang seien die Untersuchungsergebnisse von Prof. Dr. Kolenda, dem ehemaligen Chefarzt der Ostseeklinik Schönberg genannt: eine Änderung des Lebensstils wirkt gegen Alterserkrankungen besser als alle sonstigen Maßnahmen und Medikamente zusammengenommen. Das gilt für sämtliche weit verbreiteten Erkrankungen.
Dort wurden selbst Hochbetagte zum sanften Joggen oder Walken mit großem gesundheitlichen Erfolg angeleitet. Auch Beschwerden mit der Gelenke und des Rückens sollten kein absolutes Hindernis sein. Vielmehr gilt, daß unsere Gelenke, Muskeln und Bänder vor allem durch ungenügende Benutzung oder gar Schonung degenerieren. Ja, Schonung befeuert den Teufelskreis aus Inaktivität, Hinfälligkeit und Bedürftigkeit regelrecht! Sport besitzt also zentrale Bedeutung für die Gesundheit und das körperliche Wohlbefinden gerade auch bei Älteren. Zudem kann regelmäßiger Sport kann längst verloren geglaubte Fähigkeiten wiederbeleben und obendrein noch Lebensfreude, Wohlbefinden und Selbstständigkeit schenken.
Erstaunlicherweise mindern Alterserkrankungen das gute Lebensgefühl nicht zwingend. Untersuchungen belegen eindrucksvoll, daß die vielfältigen Altersgebrechen eben nicht mit vermehrtem Trübsinn und Unzufriedenheit einhergehen müssen. Offenbar kann sich unser Gehirn an altersbedingte Einschränkungen sehr gut anpassen. Fragt man Hundertjährige und Hochbetagte, so tragen neben den genannten Faktoren auch Neugier, Fröhlichkeit und Zuversicht, Erfüllung und Lebenssinn, sowie ein intaktes familiäres/soziales Umfeld ganz wesentlich zur Rüstigkeit im hohen Alter bei. Meine Schlussfolgerung lautet: Es ist nie zu spät, etwas für sich zu tun, es ist viel mehr möglich, als man denkt, und: alles fängt im Kopf an.
Dr. Hans Peter Weinschenck