März 2025
Die Dosis macht das Gift

Dr. Hans-Peter Weinschenck, Kgl. Priv. Apotheke Satrup / Mittelangeln
In den letzten Jahren ist Vitamin D zunehmend in den Blick der breiten Öffentlichkeit geraten. Aus gutem Grund, denn das Multitalent erweist sich durchaus als hilfreich bei zahllosen Erkrankungen wie z.B. Rheuma, Infektionserkrankungen, MS, Tumoren, Herzmuskelschwäche oder Bluthochdruck. Nicht wenige Medikamente steigern außerdem den Bedarf an Vitamin deutlich.
Leider ist die Tagesdosierung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) dafür jedoch zu niedrig angesetzt. Selbst die von medizinischen Laboren ausgewiesenen Referenzbereiche beziehen sich meist nur auf eine gute Knochenmineralisation, nicht jedoch auf die Unterstützung bei den oben aufgeführten Erkrankungen.
Es verwundert also nicht, wenn sich die Menschen in dieser Hinsicht im Internet informieren. Allzu oft wird ihnen „das Blaue vom Himmel“ versprochen, das Motto „viel hilft viel“ findet man leider auch im Zusammenhang mit Vitamin D. Entsprechende Hochdosis-Vitamin-D-Präparate lassen sich mit wenigen Klicks rezeptfrei bestellen. Zwar gibt es tatsächlich medizinisch gesicherte Vitamin-D-Hochdosis-Therapien z.B. die MS-Therapie nach Prof. Coimbra, diese darf jedoch nur von speziell geschulten Ärzten angewendet werden. Das amerikanische „Food and Nutrition Board“ (FBN, vergleichbar mit der DGE, siehe oben) hatte bis zum Jahre 2010 für gesunde Erwachsene die langfristig tolerierbare Tagesdosierung von 2.000 Einheiten am Tag festgelegt. Ab 2010 erhöhte die Organisation diesen Wert auf 4.000 E pro Tag, doch nicht alle Wissenschaftler halten diesen Wert langfristig für sicher.
In den letzten Monaten beobachte ich zunehmend Überdosierungen von Vitamin-D, wenn Menschen das Internet zu Rate ziehen. Beispielsweise nahm ein Mann über längere Zeit täglich 8 Tropfen eines Vitamin D Produktes mit 5000 Einheiten pro entsprechend 40.000 Einheiten pro Tag. Er war sich der Überdosierung nicht bewußt, klagte über Müdigkeit, Durst und Übelkeit. Sein Laborblatt zeigte überhöhte Calcium- und Vitamin-D-Spiegel im Blut, vermutlich hatten auch seine Nieren darunter gelitten.
Es gilt auch hier der Satz des berühmten Arztes Paracelsus (1491-1541): „Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift sei“. Wer Vitamin D einnehmen möchte, sollte zuvor den Rat einer qualifizierten Fachperson einholen.
Dr. Hans Peter Weinschenck