November 2024
Kolloidales Silber
Wer sich im Internet über die Wirkung vom kolloidalem Silber informiert, glaubt, den Stein der Weisen gefunden zu haben. Je intensiver man sucht, umso mehr Anwendungsmöglichkeiten finden sich: ob Fußpilz, Gürtelrose, Lungenentzündung, Akne, Rheuma, Grippe…die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. In der „Bio-Naturheilszene“ ist kolloidales Silber höchst beliebt und gilt als nebenwirkungsfreies Mittel gegen „Alles“.
Zubereitungen mit kolloidalem Silber bestehen aus einer wässrigen, ganz leicht milchigen (opaken) Lösung in welcher sich kleinste Silberpartikel befinden. Diese sogenannten „Nano-Partikel“ sind viel kleiner als Bakterien und lassen sich auch mit dem stärksten Lichtmikroskop nicht mehr erkennen. Und – in der Tat - wirkt diese Mixtur gegen sehr viele Krankheitserreger, egal ob Viren, Bakterien oder Pilze. Das funktioniert zumeist schnell und ohne akute Nebenwirkungen. Leider kann das Silber wie andere Desinfektionsmittel auch nicht zwischen Krankheitserregern und gesunden Zellen unterscheiden: es tötet auch gesunde Zellen ab (BfR). Laut Bundesinstitut für Risikoforscher (BfR) mehren sich zudem unerwartete Hinweise, daß mit der Silberlösung bei Bakterien auch (Antibiotika-) Resistenzen entstehen können.
Viel gravierender ist jedoch die Tatsache, daß diese winzigen Silberteilchen problemlos die Haut und den Darm durchdringen und somit in die Blutbahn gelangen. An Versuchs-Mäusen stellte man eine Anreicherung des Silbers im Gehirn fest. Beim Menschen dürfte es nicht anders sein. Weil es in der Entwicklungsgeschichte des Menschen niemals zuvor (Silber-)Nanopartikel gab, können wir diese auch nicht ausscheiden und reichern diese lebenslang in unseren Zellen an. Die langfristigen Folgen von nicht wieder ausscheidbaren Nanopartikeln lassen sich nicht abschätzen. Wir können aber mit Sicherheit davon ausgehen, daß diese Partikel die hochkomplizierten Zellmaschinerie langfristig nachteilig beeinflussen.
Um dieses Risiko zu vermindern sind bei uns diese Silber-Zubereitungen nur für den äußerlichen Gebrauch als Kosmetikum zugelassen. Ich kenne einen namhaften Toxikologen persönlich, welcher sogar vor der äußerlichen Anwendung oder der Beschichtung von Kleidung und Bedarfsgegenständen warnt. Dabei sieht er das Problem nicht in der einmaligen „Exposition“ (= dem Ausgesetztsein), sondern in der Vielzahl der Möglichkeiten in welcher uns nicht abbaubare Nanopartikel inzwischen lebenslang überall begegnen. Diese „Expositions-Last“ sollte sehr dringend so niedrig wie möglich gehalten werden. Mit anderen Worten: um kolloidales Silber sollte man einen großen Bogen schlagen und sich lieber mit Heilmitteln beschäftigen, die tatsächlich natürlichen Ursprungs sind und mit welchen unser Organismus seit Millionen von Jahren vertraut ist. Das Pflanzenreich hält dazu eine Vielzahl an Möglichkeiten bereit. Befragen Sie dazu eine Fachperson!
Dr. Hans-Peter Weinschenck