Februar 2022
Minzöl
Ätherische Öle zählen zu den ältesten Hausmitteln. Sie verdunsten besonders leicht, riechen daher ganz charakteristisch und stellen den Hauptbestandteil unserer Gewürz- und Heilpflanzeninhalte dar. Ihre Gewinnung aus den Pflanzen erfolgt meist durch Wasserdampfdestillation. Weil ein ätherisches Öl bis zu 3000 unterschiedliche Einzelverbindungen enthält, kann es bei innerlichem und äußerlichem Gebrauch nicht nur eine einzige sondern viele nützliche Heilwirkungen haben. Ätherische Öle werden sehr oft gefälscht oder gestreckt, das gilt insbesondere für das Minzöl, welches über die üblichen Diskountmärkte vertrieben wird. Auch „Markenprodukte“ aus diesen Quellen sind da leider keine Ausnahme. Grundvoraussetzung für eine zuverlässige Wirkung ist jedoch eine unverfälschte und einwandfreie Qualität.
Bei Erkältung und Bronchitis verflüssigt Minzöl zügig den zähen, festsitzenden Schleim, der unsere Atmung behindert. Empfehlenswert ist besonders die Inhalation des Öls, denn hierbei gelangt es direkt, ohne Umwege zu seinem Bestimmungsort (1-3 Tropfen Öl in heißes Wasser oder auf ein Taschentuch – die wohltuenden Dämpfe einatmen). Auch die lästig verstopfte Schnupfennase befreit das Minzöl nachweislich, zusätzlich hemmt es etwaige Entzündungen, wirkt gegen Viren und Bakterien. Selbst in einer Verdünnung von 1:1000 verhindert es das Wachstum bestimmter Bakterien, die häufig Entzündungen im Mund-Nasen-Rachenraum hervorrufen. 1-2Tropfen auf ein halbes Glas Wasser werden zum Spülen und Gurgeln eingesetzt. Allerdings wirkt Minzöl nicht gegen eine eitrige Mandelentzündung, hier sollte man unbedingt seinen Hausarzt aufsuchen.
Das vielseitige Talent Minzöl regt die Bildung von Galle an und wirkt zudem ausgesprochen krampflösend auf Gallenblase und Darm, dort auch blähungsmindernd. Dazu gibt man 1 Tropfen Minzöl auf ein Glas warme Flüssigkeit und trinkt diese langsam und schluckweise. Bei Bedarf kann die Dosis unbedenklich bis auf max. 10 Tropfen am Tag erhöht werden (merke: Gallensteinen nicht anwenden).
Durch Erwärmung und antientzündliche Eigenschaften lindert Minzöl rheumatische Beschwerden und Gelenkschmerzen. Überall, wo eine lokale Erwärmung und bessere Durchblutung angezeigt ist, wirkt Minzöl unterstützend: Arthosen, Polyarthritis, Muskel-Gelenkrheumatismus, Nervenschmerzen. Man massiert das Öl in die Haut ein, wobei großzügig die umgebenden Muskel- und Sehnenbezirke mit einbezogen werden sollen. Auch Spannungs-Kopfschmerzen vertreibt das Minzöl in bestimmter alkoholischer Verdünnung zuverlässig. Indem man Stirn, Schläfen und Nacken in regelmäßigen Abständen mit dieser speziellen Zubereitung massiert, ist es darin sogar dem bewährten Schmerzmittel Paracetamol ebenbürtig.
Erwähnt werden soll auch die leicht kreislaufanregende Wirkung des reinen konzentrierten Öls. Dazu gibt man einen Tropfen auf den Handrücken und lutscht ihn ab. Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch hat Minzöl so gut wie keine Nebenwirkungen. Es sollten nicht mehr als 10 Tropfen täglich eingenommen werden, ferner wird ein täglicher Dauergebrauch nicht empfohlen. Aber Achtung! Säuglinge dürfen nicht mit Minzöl oder anderen mentholhaltigen Präparaten behandelt werden. Bei Kleinkindern darf das Öl nicht zur Inhalation oder im Gesicht angewendet werden. Kreislaufkollaps oder starke Atembeschwerden könnten auf dem Fuß folgen. Am Beispiel Minzöl zeigt sich, wie wertvoll es ist, alte Traditionen zu pflegen.
Dr. Hans-Peter Weinschenck