Juli 2024
Nicht lesen?
Wenn Augentropfen brennen und die Bindehäute sich röten, muß dieses nicht an der mangelnden Verträglichkeit der Tropfen liegen. Die Ursache kann durchaus darin begründet sein, daß man die Packungsbeilage nicht beachtet hat. Wie oft bekomme ich zu hören: „Man hat mir verboten dort nachzulesen, und das will ich auch gar nicht erst tun, denn dann werde ich ja erst richtig krank.“ Leider fehlen damit im Zweifelsfalle ganz wichtige Informationen.
Besagter Fall entsteht z.B. wenn bestimmte Augentropfen zur Senkung des Augeninnendruckes mit dem Wirkstoff Brimonidin vor dem Gebrauch nicht gut geschüttelt werden. Hierbei handelt es sich nicht um eine klare Lösung, sondern um eine sogenannte Suspension mit feinen Wirkstoffteilchen. Wer nicht gründlich schüttelt, entnimmt zunächst nicht nur klares überstehendes Lösungsmittel mit viel zu wenig Wirkstoff, sondern riskiert auch eine nur mangelhafte Senkung des Augeninnendruckes. Das tut gar nicht gut. Somit konzentriert sich – bei weiterer Entnahme ohne Umschütteln - der Wirkstoff in der Flasche stetig. Es verwundert also überhaupt nicht, daß irgendwann viel zu viel Wirkstoff aus dem inzwischen aufkonzentrierten Bodensatz in die Augen getropft wird; - mit entsprechenden Folgen, die sogar den ganzen Körper in Mitleidenschaft ziehen können: gereizte Bindehäute, Brennen, Mundtrockenheit Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel, Magen-Darm-Störungen, Herzklopfen...
Entsprechende Hinweise des Arztes und des Apothekers, wie ein Medikament angewendet werden soll, geraten gerne und oft in Vergessenheit. Insbesondere dann ist es ganz sicher keine gute Idee, den Beipackzettel ängstlich zu ignorieren oder gar zu entsorgen. Es ist immer (!) besser und bedeutend sicherer, mindestens noch einmal in der Packungsbeilage den Absatz „Wie ist das Medikament anzuwenden?“ oder „Dosierung“ aufmerksam durchzulesen. An dieser Stelle möchte ich nicht verschweigen, daß auch mir das Studium so mancher Beipackzettel eine Gänsehaut verursacht. Zudem lassen die Lesbarkeit und Verständlichkeit der meisten entsprechenden Schriftstücke sehr zu wünschen übrig. Doch wir lernen daraus: Wer sich partout nicht zum Studium des Beipackzettels überwinden kann, sollte mindestens seinen Arzt und seinen Apotheker befragen. Aufklärung schafft das gute Gefühl der Sicherheit.
Dr. Hans Peter Weinschenck