Januar 2021

Es geht auch ohne Konservierung

Dr. Hans Peter Weinschenck, Kgl. Priv. Apotheke in Satrup, Mittelangeln

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... aber ohne Müllabfuhr geht es nicht!

Zahlreiche Nasensprays und Nasentropfen enthalten Konservierungsmittel. Konservierungsmittel schützen den flüssigen Inhalt der Produkte vor der raschen Besiedelung mit Viren und Bakterien. Aus diesem Grund muß beispielsweise unkonservierte Kochsalzlösung in Pipettenflaschen zur Reinigung verkleisterter Babynasen spätestens nach 12 Stunden entsorgt werden.

Wo Licht ist, ist auch Schatten: verbesserte Hygiene erkaufen wir mit schlechterer Verträglichkeit. Konservierungsmittel sind im Grunde nichts anderes als Seifen, sie durchlöchern die Zellwände der Bakterien, wodurch die Bakterienzellen absterben. Leider unterscheidet das Konservierungsmittel aber nicht zwischen „Gut“ und „Böse“, denn auch die Schleimhautzellen in unserer Nase werden „löchrig“.  Viele Anwender können ein Lied davon singen: die Lösung brennt und schmerzt in der Nase, die Schleimhaut schwillt mitunter sogar an, sie wird auf Dauer trocken und sehr empfindlich. Auch Nasenbluten kommt vor.

Selbst für weniger empfindliche Menschen sind Konservierungsmittel problematisch. Die Substanzen legen nämlich die Müllabfuhr unserer Schleimhaut, das sogenannte Flimmerepithel, lahm. Milliarden feinster Härchen schlagen im Takt, um unsere Atemwege „auf Hochglanz“ zu halten. Eingeatmete Fremdstoffe und Erreger aus der Luft kleben am dünnflüssigen Nasenschleim fest. Dieser verschmutzte Schleim wird durch die Flimmerhärchen mit 450 bis 900 koordinierten Schlägen pro Minute Richtung Rachen abtransportiert, wo wir ihn verschlucken und damit unschädlich machen. Nach höchstens 20 Minuten hat unser Körper auf diese Weise die alte Schleimschicht gegen eine neue ausgetauscht. Wie bereits erwähnt, schwächen Konservierungsmittel dieses ausgeklügelte Selbst-Reinigungs-System und damit unsere Abwehr z.B. gegen  Erkältungsviren. Dem Fortschritt sei Dank gibt es inzwischen unkonservierte, verträglichere Produkte mit keimdichten Ventilsystemen. Gerade bei Erkältungen fördern sie den Heilungsvorgang besser und sind daher eindeutig zu bevorzugen.

Die heftig beworbenen „Ruck-Zuck-Erkältungsmittel“ wie z.B. Aspirin complex, Grippostad oder Wick MediNait dicken übrigens den Nasenschleim ein: er wird weniger und zähflüssiger. Damit läuft zwar – wie gewünscht - die Nase nicht mehr, die beschriebene „Müllabfuhr“ der Schleimhaut aber auch nicht. Das kann den Heilungsprozeß behindern. Jeder weiß, was passiert, wenn er seine Mülltonne einmal nicht an die Straße stellt: der Müll bleibt, wo er ist.

Dr. Hans Peter Weinschenck

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