Juli 2022
Wem nachts der Atem stockt
Dr. Hans-Peter Weinschenck, Kgl. Priv. Apotheke Satrup / Mittelangeln
Spätestens, wenn - ohne einen offensichtlichen Grund – tagsüber regelmäßig die Augenlider schwer werden, ist der Gang zum Hausarzt fällig. Hinter dieser Qual kann eine sogenannte Schlafapnoe stecken.
Erschlaffen des nachts Zunge und Gaumen allzu sehr, behindern sie – vor allem in der Rückenlage - die Einatmung drastisch. Dann gerät der Atem des Schlafenden für bis zu 2 Minuten (!) ins Stocken. Derartige Atemstillstände (=Apnoen) können bis zu 600 Mal pro Nacht auftreten. Unter mangelhafter Atmung sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut rasch ab – die darauf folgende körperliche Alarmreaktion weckt den Schläfer – das vielfache Erwachen erfolgt bewusst oder auch unbewusst. Die Atmung setzt – bis zum nächsten Stop - wieder ein. Derartige Ereignisse zerrütten die natürliche Abfolge von Traum- und Tiefschlafphasen, wie sie für einen ungestörten Schlaf ganz charakteristisch sind. Somit verliert der Schlaf seine lebenswichtige Erholungsfunktion, Betroffene leiden tagsüber an stärkster Schläfrigkeit. Solche Menschen berichten, daß Sie tagsüber sogar dann einschlafen, wenn sie mit dem Auto vor einer roten Ampel anhalten.
Der aus diesen regelmäßigen Störungen resultierende nächtliche Streß fördert in sehr hohem Maße Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen, sowie das Entstehen von Übergewicht, Diabetes Typ-II und Potenzstörungen. Verständlicherweise kann auch die Hirnleistung kann betroffen sein. Ist der Schlaf gestört oder zu kurz, schüttet der Körper appetitfördernde Hormone ins Blut aus: übermäßiger Hunger zieht Übergewicht nach sich. Die Fähigkeit des Körpers, Zucker zu verwerten, verschlechtert sich: der Blutzucker läuft aus dem Ruder, der Zuckerkrankheit wird der Weg geebnet. Sogar Gesunde haben höhere Blutzuckerspiegel und einen gesteigerten Appetit, selbst wenn sie nur wenige Nächte zu kurz schlafen. Zudem altern sämtliche Körperzellen erheblich schneller.
Zwar ist nicht jedes Schnarchen behandlungsbedürftig, doch sehr oft verbirgt sich dahinter eine Schlafapnoe. Erfreulicherweise kann man viel für sich tun: Immer hilfreich sind eine Gewichtsreduktion, sowie das Meiden von Überlastung, Nicotin und Alkohol. Eine Studie belegt den Nutzen von N-Acetycystein. Zusätzlich kann die Schlafapnoe durch verschiedene Methoden sehr effektiv gelindert und der Schlaf bedeutend verbessert werden. Die Betroffenen schlafen wieder tief und fest und fühlen sich bereits nach sehr kurzer Zeit wie neu geboren. Allen oben aufgezählten Erkrankungen beugt ausreichend ungestörter Schlaf wirksam vor. Leiden Sie nicht, sondern suchen Sie Ihren Arzt auf!
Dr. Hans Peter Weinschenck